In Folge 7 von elektromobil spricht BEÖ-Vorsitzender Andreas Reinhardt mit Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie über das Thema: Welche Auswirkungen haben die Entwicklungen auf den Energiemärkten auf die E-Mobilität? Die Fragen hat Stefan Tesch gestellt.
Wie geht es weiter mit den Strompreisen, Frau Schmidt?
Barbara Schmidt: Das ist eine sehr schwierige Frage! Ja, derzeit sehen wir, dass der Großhandelsmarkt sehr große Unsicherheiten aufweist und die Preise auf einem sehr hohen Niveau sind, aber auch sehr stark schwanken. Der Grund ist zum einen der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, aber auch die starke Nachfrage nach Erdgas weltweit. Und, wie Sie wissen, hängt der Strompreis am Gaspreis und daher sind in Folge auch die Strompreise gestiegen. Aber langfristig wird sich die Situation wieder entspannen und die Preise werden auch wieder hinuntergehen. Ich muss aber auch sagen, dass die österreichische Bundesregierung einiges gemacht hat, um die Erhöhungen bei den Kund:innen abzufedern: Ab Mai wird die Elektrizitätsabgabe um 90 Prozent gesenkt und es gibt keine Ökostromkosten. Und es gibt eine Einmalzahlung von 150 Euro als Energiekostenausgleich.
Wollen jetzt mehr Menschen auf E-Autos umsteigen, Herr Reinhardt?
Andreas Reinhardt: Diese Beobachtung kann ich nur zu 100 Prozent bestätigen. Wir sehen schon in den letzten zwei Jahren einen exponentieller Anstieg in der E-Mobilität. Die Gründe dafür sind die Förderungen, die recht gut ankommt. Speziell die Förderung für Firmenwagen für Unternehmen ist sehr attraktiv und dort gehen derzeit sehr viele Modelle hinein. Auf der anderen Seite haben mittlerweile sehr viele Autohersteller gute, neue Modelle auf den Markt gebracht. Das Thema ist auch medial immer mehr präsent.
Woher wird der Strom kommen, wenn wir in Zukunft eine Million E-Autos oder sogar mehr haben?
Barbara Schmidt: Ja klar, der Umstieg auf die Elektromobilität wird auch einen höheren Strombedarf zur Folge haben. Aber erneuerbarer Strom ist hier ein wichtiger Hebel, um die CO2-Emissionen insgesamt zu reduzieren. Und es gibt ja auch Ziele, etwa von der Europäischen Kommission, dass ab dem Jahr 2035 nur mehr E-PKW zugelassen werden dürfen. In Österreich hat man sich ja noch strengere Ziele gesetzt: nach dem Masterplan des Klimaschutzministeriums werden ab 2030 überhaupt nur mehr Elektroautos neu zugelassen werden. Da kann man dann gar nicht mehr einen neuen Benziner oder Diesel kaufen. Und natürlich muss sich die E-Wirtschaft auf diese Nachfrage einstellen – und das tut sie auch!
Wie kann E-Mobilität dazu beitragen, dass das Energiesystem stabilisiert wird?
Andreas Reinhardt: Das ist ein sehr spannendes Thema. Ich habe mal ausgerechnet, wenn alle PKW – in Österreich gibt es ungefähr 5,1 Millionen Autos – elektrisch betrieben werden und eine Batterie 50 bis 80 Kilowattstunden haben, dann fährt es auf den Straßen oder steht in den Garagen eine Kapazität von einem mittleren Stausee, etwa das Kraftwerk Kaprun, herum. Das ist ein Pumpspeicherkraftwerk, das die Stromnetze stabilisiert. Unser jetziges Stromnetz ist derzeit nicht darauf vorbereitet, mit vielen kleinen Speichern sinnvoll umzugehen. An dem wird sicher noch einiges an Forschungsarbeit erforderlich sein. Aber natürlich macht es Sinn, sich das zu überlegen.
Wie kann die Energiewende in Österreich gelingen?
Barbara Schmidt: Ich denke, es braucht einen Schulterschluss aller, die für den Klimaschutz eintreten, die für die Versorgungssicherheit, aber auch für leistbare Preise eintreten. Und wir müssen die Erneuerbaren ausbauen. Gott sei Dank haben wir in Österreich viel Potenzial an Wasser, Wind, Sonne, und auch Biomasse. Dafür brauchen wir ein großes Infrastrukturprojekt und die Unterstützung aller, der Politik in Bund, Land und Gemeinden. Denn, nur wenn wir die Stromwende wirklich schaffen und erneuerbar werden, können wir auch die Wärme- und die Mobilitätswende sinnvoll umsetzen. An diesen Herausforderungen arbeiten wir – auch gemeinsam mit dem BEÖ. Und ich möchte mich hier für die gute Zusammenarbeit bedanken.
Oesterreichs Energie ist die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft. Sie vertritt die gemeinsam erarbeiteten Brancheninteressen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.